Die Pflege von Grünflächen - Auswirkungen des Mulchens
Wer Insekten und Biodiversität fördern möchte, sollte auf den Einsatz von Schlegelmähern verzichten. Diese Mähgeräte haben keine Messer mit denen die Pflanzen abgeschnitten werden, sondern rotierende, mit Schlegeln besetzte Wellen, die die Pflanzen zerschlagen. Bei diesem Vorgang werden nahezu 100% aller Lebewesen getötet.
Schlegelmäher, sogenannte Mulcher gelten als Allrounder in der Pflege von Grünflächen aller Art. Allgegenwärtig bei der Pflege der Randstreifen von Kraftstraßen und Autobahnen werden sie vermehrt auch in den Kommunen und in der Landwirtschaft eingesetzt. Ackerrandstreifen, Gräben, Knickwallflanken, Wegeränder, selbst Wildblumenwiesen werden gemulcht. Auch im Bioanbau dürfen Mulcher zur Pflege eingesetzt werden. Wo bis vor ein paar Jahren im Winterhalbjahr Kraut und Altgrasbüschel Schutz und Deckung boten, herrscht überall gepflegte Ordnung. Der Mulcher ist sehr robust und zerschlägt mit hoher Drehzahl Steine, Altholz, Stubben, aufkommende Gehölze, Wildstauden und Altgrasbestände.
Er zerschlägt aber auch Lebensräume, Raupen, Spinnentiere, Insekten, Reptilien und Kleinsäuger.
Im Ackerbau zur "Feldhygiene" auf Randstreifen vor der Neueinsaat eingesetzt, bleibt weder am Ackerrand noch in den Gräben Bewuchs stehen. Keine hohlen Stängel von Schilf und Weidenröschen, in denen Marienkäfer,Florfliegen und Ohrwürmer überwintern können.
Zur Winterpflege von Knickwallflanken und Wegerändern eingesetzt werden die Krautvegetation und aufkommende Gehölze zerschlagen, aber auch Schutz und Deckung von Kleinsäugern, Insekten und Sämereien, die im Winter Vögeln als Futterquelle dienen sollten, werden zerstört.
Selbst Wildblumenwiesen, extra angelegt und eventuell gefördert für die Biodiversität, werden oft nach nicht einmal einem halben Jahr inklusive aller Bewohner und deren Nachzucht in Form von Puppen, Eiern oder Larven mit Mulchern kleingeschlagen.
Die Landesbetriebe dürfen außerhalb des Intensivbereiches nur alle 3-5 Jahre den Mulcher einsetzen. Wieso lassen wir zu, dass durch den Einsatz von Schlegelmähern in den Gemeinden und in der Landwirtschaft gerade am Ende jedes Winters kaum noch irgendwo krautige Vegetation Deckung bietet.
Die Sielverbände benutzen Schneidekörbe um Gräben freizumähen, das Schnittgut wird am Grabenrand abgelegt, um die Vielfalt zu erhalten. Wieso dürfen alle anderen Gräben mulchen?
Die vielen Photovoltaik-Freiflächenanlagen in unserem Land bieten riesiges Potenzial für den Insektenschutz. Aber nur wenn wir dafür sorgen, dass sie nicht mit dem Schlegelmäher gepflegt werden!!! Es gibt insektenschonende Mähköpfe, auf die der BUND bei der Pflege von PVFF bestehen sollte, wenn keine Beweidung erwünscht ist.
Wir sind dabei unsere Biodiversität totzupflegen. Der Schlegelmäher tötet nahezu 100% aller Lebewesen über die er hinwegfährt. Wäre es nicht wichtig den Einsatz der Mulcher einzuschränken und durch Balken- oder Kreiselmäher zu ersetzen? Jedes!!! schneindende Mähwerk ist insektenschonender als ein schlagendes.
Was können wir tun?
- Machen Sie Ihr Umfeld auf diesen Unterschied aufmerksam.
- Sprechen Sie in Ihrem Wohnort die Mitarbeiter*innen der Bauhöfe auf die Pflege der Blühstreifen an. Erklären Sie, was beim Mulchen passiert und schlagen Sie vor, die Blühstreifen über den Winter stehen zu lassen.
- Gehen Sie zum/zur Bürgermeister/in und fragen Sie, ob die Pflege der Wegeränder noch mit einem Mähwerk, oder bereits mit dem Schlegelmäher geleistet wird. Erklären Sie die Problematik.
- Sollte in Ihrer Gemeinde eine Photovoltaik-Freiflächenanlage in Planung sein, gehen Sie zur Gemeindevertretersitzung und fordern Sie, dass die Flächen beweidet und nicht gemulcht werden .
- Machen Sie darauf aufmerksam, dass die Mähhöhe immer auf ca.15 cm eingestellt sein sollte. Bitte nicht kürzer mähen, dann haben Insekten bessere Überlebenschancen.
Wo finde ich mehr Informationen dazu?
Laden Sie sich hier verschiedene Dokumente mit Hintergrund-Informationen herunter:
- Die Wirkung des Mähens auf die Fauna der Wiesen – Eine Literaturauswertung für den Naturschutz (Dennis van de Poel und Andreas Zehm)
- Schutz unserer heimischen Insekten (Leitlinien des DVL = Deutscher Verband für Landschaftspflege)
- Erntetechnik und Artenvielfalt in Wiesen (Schiess-Bühler C., AGRIDEA; Frick R., ART, Tänikon; Stäheli B., AGRIDEA; Furi R. ALP)
Weitere Informationen im Internet finden Sie hier (externe Links öffnen sich beim Klicken!):
- "Innovation für Artenerhalt"
- "Blühende Wegränder und Feldsäume" mit Informationsmaterial zur freien Verwendung